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Discofox in Oldenburg: Der Tanz unseres Herzens

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Eins, zwei, tipp, eins, zwei, tipp – wer kennt ihn nicht, den Tanz der Schützenfeste, Hochzeiten und Grünkohlfahrten? Den Discofox oder den „Tanz des Herzens“, wie Ralf Bucholtz von der Oldenburger Tanzschule Wienholt ihn so schön nennt. Den Grundschritt kriegen die meisten noch so eben hin – aber dann? Dann ist peinliches Hin-und-her-Schunkeln angesagt. Oder noch peinlicher Freestyle.

Letztens war es mal wieder so weit: Bei der Grünkohlfahrt der Redaktion wurde ich zur Königin gekürt. Der Ehrentanz mit meinem König stand an: Discofox. „Öh, ich kann das überhaupt nicht“, sagte meine Majestät. Dafür haben wir es ganz gut hinbekommen. Aber schön ist was anderes.
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Darum bin ich also nun hier, im Anfänger-Standardkurs bei Wienholt. Bevor wir mit dem Discofox durchstarten, gibt’s zur Aufwärmung Foxtrott, Walzer und Blues – wobei mir neu ist, dass Letzterer wirklich ein Tanz ist. Man pendelt ja nur ein bisschen hin und her. Blues kenne ich von früher, als ich 14 war, als Einsatz beim Flaschendrehen. Na ja, ich tanze einfach mal mit. Mit meinem Partner der Stunde ist es ganz leicht!
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Michael Klemm ist seit zwölf Jahren bei Wienholt. „Damals suchten meine Frau und ich einen Sport, den wir zusammen machen konnten“, erzählt der 63-Jährige. So kamen sie zum Tanzen. Michael hilft auch in anderen Kursen aus: „Letztes Jahr habe ich sechs Frauen betanzt“, sagt er, ein bisschen stolz. „Gott sei Dank ist meine Frau nicht eifersüchtig!“ Tanzen ist fester Teil seines Lebens – und noch mehr.

Als ehemaliger technischer Angestellter übernimmt der Rentner in der Tanzschule handwerkliche Arbeiten, seine Frau hilft am Tresen. „Discofox ist ein Pflichttanz“, sagt Michael. „Die meiste Musik hat ja den gleichen Takt. Man kann oft gar nichts anderes als Disco Fox darauf tanzen.“ Also los.
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Eins, zwei, tipp, eins, zwei, tipp. Wir gehen zwei Schritte und stellen dann das Bein einmal kurz auf. „Storch“, nennt Tanzlehrer Ralf das. Erst üben Frauen und Männer getrennt voneinander, dann zusammen in Tanzhaltung – die etwas lockerer sein darf als bei vielen anderen Standardtänzen.

Der Grundschritt ist leicht, aber eine Wiederholung wert: Beim wilden Tanzen auf Feiern war meine Ausführung bereits zur Schludrigkeit verkommen, stelle ich fest. Schnell geht es weiter: Wir lernen, uns voneinander zu lösen und wieder aufeinander zu zu tanzen, natürlich alles im Eins-zwei-tipp-Modus. Der Mann drückt die Frau mit der Hand von sich weg, als Zeichen dafür, dass es in die getrennte Figur geht. „Ein bisschen wie ein Puffer bei der Eisenbahn“, erklärt Ralf.
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„Es gibt nur wenige Menschen, die ich zutiefst bewundere“, sagt Ralf Schlömer, „und das sind Tänzer.“ Der 53-Jährige aus Ostfriesland lernt hier mit seiner Partnerin Gabriele Koch das Tanzen. Discofox ist nicht gerade ihr Lieblingstanz, da sind sie sich einig. Sie stehen auf Walzer oder lateinamerikanische Tänze. „Es ist einfach beeindruckend, wie Menschen sich bewegen können, über mehrere Achsen und dazu noch hoch ästhetisch“, sagt Ralf. „Ich schaue da einfach gerne zu.“
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Der Discofox ging in den 70er-Jahren aus dem klassischen Foxtrott hervor, der um Elemente aus dem Swing, Boogie Woogie und Two Step ergänzt wurde. Als Tanzmusik eignen sich Stücke mit regelmäßigem 4/4-Rhythmus. Die Auswahl an passenden Disco-Fox-Stücken ist riesig - hier eine  Auswahl:

"Atemlos durch die Nacht" von Helene Fischer
"Movie Star" von Harpo
"What Is Love" von Haddaway
"Verlieben, verloren, vergessen, verzeih'n" von Wolfgang Petry
"Lena" von Pur
"Aber bitte mit Sahne" von Udo Jürgens"
"Flash Dance" von Irene Cara
"Love don't let me go" von David Guetta
"Because the night" von Patti Smith
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Auch bei uns wird’s ästhetischer. Die Frauendrehung ist dran, wir gehen aneinander vorbei, heben die Arme, Michael dreht mich ein, ich drehe mit, zu ihm hinüber blickend. Meinem Tanzpartner kribbelt’s schon in den Füßen: Er will sich auch endlich drehen! Kurzerhand greift er Tanzlehrer Ralf Buchholtz vor und baut die Männerdrehung mit ein. Überhaupt probiert Michael zwischendurch ein paar Figuren aus, die mir aus meiner Tanzstundenzeit bekannt vorkommen.

Mal klappt’s, mal weniger.

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An ihre Tanzstundenzeit erinnern sich auch Gabriele Koch und Ralf Schlömer in der kleinen Pause. „Mit 14 oder 15 habe ich tanzen gelernt“, erzählt Gabriele, die in Oldenburg wohnt. „Die Musik war damals unerträglich und das Tanzen unheimlich steif.“ „Ja, die versuchten einen zu erziehen“, sagt Ralf. „Kaugummi aus dem Mund!", hieß es. Und dann lernten wir, wie man eine Dame auffordert.“ Früher fanden sie das eher nervig, aber heute kommen sie gerne in die Tanzschule.
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„Discofox nennt man den Tanz des Herzens“, erklärt Ralf Buchholtz. „Der Takt schlägt im Herzrhythmus.“ Darum sei Discofox auch so eingängig, so leicht zu tanzen. „Ich tanze aus Liebe zur Musik“, sagt Gabriele. „Das hat so etwas Befreiendes, dabei kann man wunderbar abschalten.“ Ihr Freund Ralf schaut auch gerne einfach mal zu: „Die Fernsehshow Let’s Dance habe ich mit meiner Tochter geradezu verschlungen“, erzählt er. Wenn der Papa selbst tanzt, schüttele die Tochter aber nur mit dem Kopf. Ralf: "Papa, lass es!, sagt sie dann."
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„Discofox macht Spaß“, sagt Imke Hansjürgens, die ihrem Freund Daniel Schmerdtmann den Kurs zu Weihnachten schenkte. „Er ist so spielerisch. Und man kann am meisten damit anfangen.“  Gerne mögen die beiden auch den Walzer, der sei so „anmutig“. Auch Imke und Daniel erinnern sich noch an ihre Tanzstundenzeit: „Der Abtanzball war ziemlich schrecklich“, sagt Imke. „An den Unterricht kann ich mich kaum erinnern.“ So sinnvoll sei es nicht, das in jungen Jahren zu machen, findet sie. Jetzt macht es Spaß, sie merkt, wie gut das Tanzen fürs Körper- und Rhythmusgefühl ist. „Ich muss mich sehr konzentrieren“, sagte sie. Aber dadurch sei sie völlig aus dem Alltag raus und müsse an nichts anderes denken.
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"Mein" Michael wird immer draufgängerischer und testet neue Figuren wie den "Butterfly" (Schmetterling), bei dem die Tanzpartner sich aufeinander zu bewegen, um sich sofort wieder zu trennen. Dabei halten wir uns locker an den Händen fest. Wir kreisen über die Tanzfläche, bis Michael mich wieder einfängt. Aus der Tanzhaltung dreht er mich schwungvoll dahin, wo er mich haben will: neben sich. Seite an Seite trappeln und wirbeln wir jetzt um die eigene Achse:

eins, zwei, tipp, eins, zwei, tipp.

Das könnte ewig so weitergehen - aber ist Discofox was für meinen tanzwütigen Freund und mich? Nicht wirklich, aus einem einfachen Grund: Tanzpartner Norbert hat den Discofox bereits bis zur Vollkommenheit trainiert. Einen Kurs hat der nicht mehr nötig. Da würde er sich trotz des großen Spaßfaktors nur langweilen und am Ende Trübsal blasen. Die Suche nach einem Kurs für uns beide geht also weiter.

Bilder und Video: Oliver Perkuhn



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Ich habe einen überaus tanzwütigen Freund. Bei jeder guten Gelegenheit – Disco, Stadtfest, Grünkohltour – schleudert er mich so wild über die Tanzfläche, dass mir nach spätestens zwei Runden schwindelig ist. Ohne Gnade! Dieser Freund fragte mich also, ob wir nicht mal einen Tanzkurs zusammen machen wollen. Ja klar! Warum nicht? Selbst bei unserem gekonnten Freestyle ist noch Luft nach oben.

Aber welchen Tanz lernen wir bloß? Es gibt ja so viele. Die Lösung lag auf der Hand: Ich tanze mich einmal quer durch Oldenburg – und dann entscheiden wir. Beziehungsweise ich. Denn das letzte Wort liegt bei mir, wie mir der Freund großzügigerweise versicherte. Bis ich den perfekten Kurs für uns gefunden habe, teste ich also verschiedene Stile und erzähle hier von meiner tänzerischen Reise durch die Stadt.


Sie tanzen? Und wollen Inga Wolter von Ihrem Hobby überzeugen? Dann melden Sie sich unter inga.wolter@nwzmedien.de.
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