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Los geht's

Bis der Vorhang aufgeht

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18 Uhr

Die plattdeutsche Komödie "Van nu an bün ik glücklich" wird aktuell von der Niederdeutschen Bühne Brake gespielt. Die Nordwest-Zeitung hat die Schauspieler und die Helfer im Hintergrund in den Stunden vor der Aufführung begleitet.
(Text/Bilder: Claus Hock)
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Es ist 18 Uhr am Dienstagabend. Manuela Schöler läuft durch das fast leere Berufsbildungszentrum (BBZ) in Brake. Außer ihr sind nur ein paar Reinigungskräfte unterwegs. Der Vorhang ist noch geschlossen, um 20 Uhr soll er sich öffnen.

Manuela Schöler ist Pressesprecherin der Niederdeutschen Bühne Brake (NDB) und im Stück " Van nu an bün ik glücklich" auch Regisseurin.
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Kurz nach Manuela Schöler kommt Elke Wedeken. Seit vier Jahren arbeitet sie bei der Braker Bühne mit. Ihre Aufgabe: Maske. Und das bei "Van nu an bün ik glücklich" insgesamt 14 Mal, so häufig wird das Stück aufgeführt.
"Die Kostüme und das Bühnenbild sind das eine", sagt Manuela Schöler. "Aber die Maske ist für das Gesamtbild genauso wichtig." Vor jeder Aufführung bereitet Elke Wedeken ihren Schminktisch vor. "Man bekommt schnell Routine", sagt sie.
Auch Ummo Marzfeld, der sich heute um die Technik kümmert, ist schon da und rumort in Bühnenbereich rum.
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1931 setzten die "Geburtswehen" der Bühne ein. Anlässlich des 75-jährigen Geburtstages der Stadt Brake an der Unterweser wurde ein Freilichtstück von Alma Rogge über "Admiral Brommy" aufgeführt.

(Bild: Karl Rudolf Bromme, Schiffahrstmuseum der Oldenburgischen Unterweser)

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Gegründet wurde die Bühne Brake dann am 23. Februar 1932. Das erste Stück war im Gründungsjahr „Dat Lock in`n Tuun“. Spielstätte war zu der Zeit das Central-Theater.
Wie lang die Tradition der Niederdeutschen Bühne Brake ist, zeigt auch der Raum hinter der Bühne. Hier machen sich nicht nur die Schauspieler fertig, hier finden auch Plakate und Erinnerungsstücke an frühere Aufführungen ihren Platz.
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Doch für Erinnerungen sind die Mitglieder der Bühne an diesem Abend nicht im BBZ. Manuela Schöler schnappt sich Eimer und Wischmob. Zwar wird das "Wohnzimmer" auf der BBZ-Bühne nicht wirklich bewohnt, dreckig wird es aber trotzdem. Also muss vor jeder Aufführung zunächst ordentlich durchgefeudelt werden. Da packt dann auch die Regisseurin mit an. "Das gehört dazu. Wenn jeder mitmacht, geht es schneller", sagt Manuela Schöler.
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18.30 Uhr

Es ist 18.30 Uhr, Sarah Harms hat im Reich von Elke Wedeken Platz genommen. Für ihre Rolle als Ex-Freundin des Hauptdarstellers braucht sie Locken. Da sie diese nicht hat, muss Elke Wedeken vor dem Schminken zunächst Friseurin spielen. Das regelmäßige Piepen des Glätteisens erfüllt den Bühnenraum: Vorbereitung für den Lockenstab.
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Die "Maskenbildnerin" zieht ihr Programm durch. Nach Sarah Harms muss Susanne Eltner auf den Frisörstuhl. "Ich mache erst die Frisuren", sagt Elke Wedeken.
Susanne Eltner spielt in "Van nu an bün ik glücklich" die Ex-Frau des Hauptdarstellers Detlef Gerdes. "Ich bin die Zicke", sagt sie und lacht.
Anders als im echten Leben kann sich Susanne Eltner ihre Frisur in den Stücken nur bedingt aussuchen. Deswegen muss sie Vorstellung für Vorstellung auch durch eine eher ungeliebte Prozedur: Haare mit Haarspray befestigen. "Halt dir die Augen zu!", sagt Elke Wedeken.
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Nicht nur hinter der Bühne, auch auf den Fluren des BBZ gehen die Vorbereitungen derweil los.
Das Serviceteam bereitet den Verkauf vor, füllt die Süßigkeiten und Getränke auf.
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Aus dem Zuschauerraum fragt man sich manchmal, was die Bühnen- und Requisitenbildner eigentlich auf die Bühne stellen. Wie viel ist echt und wie viel ist Schein?
Bühnenbauer Volker Reinhardt, Bernd Looschen und Peter May sowie Angelika Büsing, die für die Requisite zuständig ist, haben natürlich so ihre Tricks. Das leckere Sushi, das Detlef Gerdes auf der Bühne vor sich stehen hat, entpuppt sich so beim näheren Hinsehen als: Süßigkeiten.
"Bei uns ist alles handgemacht", sagt Manuela Schöler. Technik, Bühnenbau, Requisiten, Maske und Regie. "Nur einmal pro Jahr holen wir einen Profi-Regisseur", sagt sie.
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Die Frisuren der Schauspielerinnen sitzen, jetzt geht es an die Kostüme. Einen Umkleideraum gibt es nicht, das erledigen die Darstellerinnen – und auch die Schauspieler – entweder in einer etwas abgelegenen Ecke oder auf der Toilette.
Ähnlich ist es beim Anlegen der Accessoires. Dafür gibt es aber gleich in mehreren Ecken des Bühnenraums Spiegel.
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19 Uhr

Es dauert noch eine Stunde, bis der Vorhang aufgeht. Alle Schauspieler sind schon da – fast. Jürgen Schenk, der im Stück den Opa spielt, wird noch vermisst. "Der kommt doch immer erst kurz nach sieben", sagt jemand. "Das ist auch in Ordnung", sagt Manuela Schöler. In diesem Stück geht Jürgen Schenk zuletzt auf die Bühne. "Solange um 19.30 Uhr alle da und fertig sind, sind wir im Zeitplan", sagt die Regisseurin.
Denn kurz vor der Vorstellung gibt es ein Gruppenritual, auf das nie verzichtet wird: ein "Energiekreis".
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Seit 29 Jahren tritt Tobias Petershagen schon auf den Brettern auf, die die Welt bedeuten. Mit acht Jahren spielte er seine erste kleine Rolle im Weihnachtsmärchen der Niederdeutschen Bühne.
Kurz vor dem Auftritt versucht er, ruhiger zu werden. "Kleine Rituale zum Runterkommen haben viele", sagt er. Zumindest in den Text gucke eigentlich jeder nochmal.
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"Was denn? Ich muss doch wenigstens noch eben was essen", sagt Jürgen Schenk, als er mit "Da bist du ja" begrüßt wird. Seit 26 Jahren spielt er Theater, angefangen hat er in Ovelgönne.
Hat man nach all den Jahren eigentlich noch Lampenfieber? "Gott sei Dank, ja!", sagt Jürgen Schenk. "Ich glaube, ohne eine gewisse Spannung geht es nicht."
Aber auch Spaß muss dabei sein. "Wie viel man davon neben dem Spielen hat, das hängt auch stark von der ganzen Crew ab."
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Ohne eine gewisse Aufregung mag es nicht gehen, aber wenn die Aufregung doch zu groß wird? "Dann helfe ich", sagt Bettina Kreikebohm. Sie ist die Souffleuse des Stückes und kennt den Text mittlerweile fast auswendig.
Der Großteil der Arbeit liegt aber schon hinter ihr. "Die Proben sind anstrengender als die Aufführungen", sagt sie. Entspannt zurücklehnen kann sie sich trotzdem nicht. "Ich muss ja immer wissen, wo die Schauspieler gerade sind."
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Wer zum ersten Mal bei der Niederdeutschen Bühne zu Gast ist, der wundert sich: Inmitten der gleichförmigen Stuhlreihen steht ein auffälliger, roter Stuhl.
Hier nimmt Bettina Kreikebohm Platz.
Einen speziellen Souffleur-Kurs hat sie noch nie besucht. "Ich glaube, ich mache das auch so ganz gut", sagt sie. Und natürlich muss sie auch möglichst mittig sitzen. Zum einen, damit sie nicht zu laut rufen muss und zum anderen, damit sie alles gut im Blick hat. "Ich weiß, wer welche Schritte vor welchem Einsatz macht", sagt Bettina Kreikebohm. Und wenn nach diesen Schritten kein Text kommt, dann gibt sie ein paar Worte vor.
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"Bei den Herren gibt es meistens halt weniger zu tun", sagt Elke Wedeken. Erst kurz bevor es "ernst" wird, sitzen die Männer bei ihr auf dem Stuhl. Und die sind nicht immer einfach. "Ich hasse diese Augenschminkerei", sagt Hauptdarsteller Detlef Gerdes. Aber was sein muss, muss sein.
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19.30 Uhr

Seit 90 Minuten laufen die Vorbereitungen für die abendliche Aufführung schon. Einer, der fast die ganze Zeit über für sich ist, ist Ummo Marzfeld.
Der "Bühnennachwuchs" ist für die Technik zuständig, das bedeutet: Licht, Nebel, Soundeffekte – und natürlich für den Vorhang.
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Die Witze am Tisch im Bühnenraum werden seltener. Die Stimmung ist ruhig, ein Hauch Anspannung liegt in der Luft. "Draußen" kommen die ersten Gäste an. Manuela Schöler übt sich am Tisch im Bühnenraum in Smalltalk. Ihr zur Seite: Alexandra Arnold (zweite von links). Ihr obliegt die Regie-Assistenz bei "Van nu an bün ik glücklich".
Als rechte Hand von Manuela Schöler hat sie immer einen Blick auf das Geschehen und kontrolliert auch vor jedem Auftrittt, ob auf der Bühne alles am richtigen Platz steht.
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Während immer mehr Geräusche aus dem Zuschauerraum hinter die Bühne dringen, legen die Schauspieler ein letztes Mal Hand an. "Sarah muss immer meine Fliege richten", sagt Detlef Stein. "Sie ist die einzige, die da ordentlich ran kommt."
Seine Rolle verlangt von Detlef Stein, etwas "steif" daherzukommen. Und das schlägt sich auch auf den Schauspieler nieder. Je näher der Vorhang rückt, desto "steifer" wird er auch hinter der Bühne schon.

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Auch die "kleinen Rituale" greifen kurz vor dem Auftritt stärker. "Ich gehe mich eben ans Publikum gewöhnen", sagt Jürgen Schenk und geht auf die Bühne. Dort läuft er leise auf und ab, bleibt immer mal wieder stehen und lauscht dem Treiben im Zuschauerraum.
Und er blickt noch ein letztes Mal in die Schubladen. "Wir haben zwar eine Inspizienz, aber jeder kontrolliert trotzdem noch, ob ,sein' Material auch da ist, wo es sein soll." Auch eines dieser Rituale.
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Sarah Harms schaut gerne vor dem Auftritt zumindest kurz in den Zuschauerraum. Zum Glück gibt es dafür auch hinter der Bühne verschiedene Möglichkeiten.
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Vorhang auf

Nur leise ist hinter der Bühne der Pausengong zu hören, der den Zuschauern signalisiert, dass es bald los geht.
Ummo Marzfeld meldet sich über eine Gegensprechanlage aus dem Technikraum. "Detlef kann auf die Bühne", sagt er. Das ahnte der Hauptdarsteller schon, kurz zuvor hatte er sich sein Jackett übergestreift und tigerte seitdem auf und ab.
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In " Van nu an bün ik glücklich" steht Detlef Stein zunächst ganz alleine auf der Bühne. Doch seine Kolleginnen und Kollegen schauen ihm auch von hinter der Bühne zu. Ein Bildschirm zeigt das Geschehen aus Sicht der Zuschauer.
Gelingt der erste Auftritt? Wie ist das Publikum drauf? Diese Fragen treiben die Schauspieler kurz vor ihrem Auftritt um. "Ich habe immer ganz klatschnasse Händer", verrät Sarah Harms. Und Susanne Eltner ergänzt: "Gerade bei der Premiere denke ich immer: Die Zuschauer hören garantiert mein Herzklopfen."
Doch kaum stehen sie im Scheinwerferlicht und kaum sind die ersten Sätze raus, dann sind die Braker Darsteller drin in ihren Rollen.
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Und wenn es doch mal hapert: Auch Bettina Kreikebohm hat ihren roten Stuhl bezogen.
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Ein paar Meter hinter der Souffleuse muss Ummo Marzfeld ebenfalls ganz besonders aufmerksam sein. Die Scheinwerfer wollen geregelt werden, die Einspieler rechtzeitig kommen. Kein Problem für den jungen Mann: Das Skript hat er immer bei sich liegen.
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Die ersten Lacher sind erklungen, der erste Szenenapplaus verhallt. Und auch die ersten Sätze kamen genau so raus und an, wie sie es sollten.
Das Stück läuft, insgesamt vierzehnmal stehen die Schauspielerinnen und Schauspieler auf der Bühne. Drei Stücke spielt die Braker Bühne pro Spielzeit, hinzu kommen die Märchen mit dem Nachwuchs.
"Die Vorbereitungen für die nächste Spielzeit laufen schon", verrät Alexandra Arnold.

Auch der Blick hinter die Kulissen ist vorbei. Für die Darsteller fällt erst in gut zwei Stunden der Vorhang ein letztes Mal für diesen Abend.
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NWZ-Chefredakteur Lars Reckermann war 2017 in Brake zu Gast und schaute hinter die Kulissen der Niederdeutschen Bühne. Dabei ist dieses Video entstanden.
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NWZ-Chefredakteur Lars Reckermann im Gespräch mit Manuela Schöler

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