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FSJ beim DRK in Oldenburg und umzu

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Sie unterstützen Kranke, kümmern sich um Kinder oder retten sogar Leben - und bekommen dafür bloß ein kleines Taschengeld. Nach dem Schulabschluss ist für viele junge Menschen ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) ein sinnvoller Weg, mal etwas ganz anderes zu machen. Das Deutsche Rote Kreuz Oldenburg-Land bietet diese Plätze in seinen Einrichtungen seit 25 Jahren an. Ein Grund zum Feiern - und den FSJ-lern mal über die Schulter zu schauen.
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Name:
Andra Hinrichs
Alter: 18
Heimatort: Augustfehn

Name: Lucas Mronga
Alter: 18
Heimatort: Friedrichsfehn

Einsatzstelle: Reha-Zentrum am Meer, Bad Zwischenahn 
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Viele Patienten in der Reha-Klinik brauchen Hilfe bei ihren langen Wegen zwischen den Untersuchungen. Andra und Lucas sind zuständig dafür, dass jeder pünktlich bei seinem Termin ist. "Wir bekommen einen Plan und müssen das dann selbst koordinieren", erklärt Lucas. Das kann stressig sein, doch auch für komische Situationen bleibt Platz. "Wir hatten einen Patienten, der eigentlich keinen Zucker durfte, aber immer Süßigkeiten wollte, wenn wir ihn mit dem Rollstuhl am Automaten vorbeischoben", erinnert sich Andra. Hin und wieder drückte sie ein Auge zu - natürlich stets in Absprache mit den Schwestern.
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Ob beim Rollstuhlschieben oder beim Essenverteilen: Viele Patienten unterhalten sich gern mit den FSJ-lern. "Ich habe hier schon einige Kontakte geknüpft", sagt Lucas. Zum Beispiel lernte er eine Kanadierin kennen, die ihm Tipps für einen möglichen Auslandsaufenthalt gab. Vor seinem Freiwilligenjahr war er eher schüchtern, sagt der 18-Jährige über sich selbst. "Die Zeit hier hat mir geholfen, auf Menschen zuzugehen und mit ihnen ins Gespräch zu kommen." Diese Fähigkeit kann er in der Zukunft gut gebrauchen. Denn er möchte Lehrer werden.
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FSJ - Freiwilliges Soziales Jahr: Geht auf den Aufruf von 1954 zurück, zum hundertsten Jahr des Diakoniewerkes ein Freiwilliges Diakonisches Jahr zu leisten. Junge Frauen sollten sich um Kranke und Pflegebedürftigen kümmern. 1962 initiierte dann die evangelische Kirche einen „Philadelphischen Dienst“. Abiturientinnen sollten vor dem Studium die Möglichkeit zur persönlichen und beruflichen Orientierung erhalten. Das Konzept wurde von der Politik aufgenommen und 1963 gesetzlich verankert. Gefördert wird das FSJ vom Bundesfamilienministerium.

FÖJ - Freiwilliges Ökologisches Jahr: Einsatzstellen sind hier zum Beispiel die Forstwirtschaft, Umweltbildung oder Naturschutzzentren. 1998 wurde das FÖJ als Modellprojekt in mehreren Bundesländern eingeführt. Vier Jahre später wurde das FÖJ-Gesetz verabschiedet und das Programm damit bundesweit eingeführt.

FJD und Co.: Inzwischen ist der Freiwilligendienst auf weitere Bereiche ausgeweitet worden. So gibt es ein Freiwilliges Jahr in der Denkmalpflege (FJD), im Sport, in der Kultur und in der Politik. Getestet wird derzeit ein FSJ digital, bei dem junge Menschen gemeinnützige Einrichtungen bei der Umsetzung digitaler Projekte unterstützen.

BFD - Bundesfreiwilligendienst: Er ist 2011 als Ersatz für den Zivildienst eineführt worden, der durch die Aussetzung der Wehrpflicht wegfiel. Der BFD ähnelt dem FSJ in vielen Teilen. Der Hauptunterschied ist, dass die sogenannten Bufdis aus allen Altersgruppen kommen können, während ein FSJ nur bis 27 möglich ist.
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Name: Maren Brunzema
Alter: 18
Heimatort: Schortens
Einsatzstelle: Rettungswache Cloppenburg
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Medizin wollte Maren studieren. Wie so viele andere auch. Erfahrung in diesem Bereich? Hatte sie keine. Da kam die Chance, nach der Schule ein Jahr im Rettungsdienst dazwischenzuschieben, gerade recht. Vier Wochen dauerte die Rettungssanitäterausbildung. Dazu kamen vier Wochen Praktikum im Krankenhaus. Dann erst ging die Arbeit richtig los. "Am Anfang war ich nur die dritte Person im Rettungswagen", erinnert sie sich. Erstmal zuschauen und lernen. Inzwischen assistiert sie bei Notfällen. "Man muss herausfinden, was vorliegt, Schmerzen lokalisieren, vielleicht eine Idee zur Ursache einwerfen", erzählt sie.
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Zu ihren Aufgaben gehören auch das Begleiten von Krankentransporten, das Bestücken und Überprüfen des Rettungswagens und natürlich Papierkram.
Zwar musste Maren schon häufig zu Unfallstellen raus. Doch richtig schlimme Fälle waren glücklicherweise bislang nicht dabei. "Aber ich kann jetzt einschätzen, was vor dem sterilen Krankenhaus passiert", sagt sie. Ihr Wunsch, Medizin zu studieren, ist aktueller denn je, hat sich sogar noch verstärkt. "Denn ich weiß jetzt, worauf ich hinarbeiten will."
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Was haben die Einsatzstellen davon, einen FSJ-ler zu beschäftigen?
Sie bekommen die Möglichkeit, junge Leute für ihre Berufe zu begeistern und so Nachwuchs zu rekrutieren. Zudem kommt durch die Freiwilligen frischer Wind in die Einrichtungen. Keinesfalls dürfen FSJ-lerinnen und FSJ-ler Planstellen ersetzen. Die examinierten Kräften haben durch die Hilfe aber mehr Zeit für ihre höherqualifizierten Aufgaben.

Ist das FSJ nur ewas für Menschen, die auch einen sozialen Beruf ergreifen wollen?
Ein grundsätzliches Interesse an der Arbeit mit Menschen muss natürlich vorhanden sein. Aber es gibt auch Teilnehmer, die von vornherein nach dem FSJ etwas ganz anderes machen wollen. Andere nutzen die Möglichkeit, einmal in den Beruf hineinzuschnuppern. Für wieder andere ist das FSJ zunächst nur eine Notlösung - und dann entdecken sie die Begeisterung für diese Art der Arbeit.

Macht sich das FSJ gut im Lebenslauf?
Auf jeden Fall, das erzählen die Ehemaligen immer wieder. Es gibt glaube ich keinen Betrieb, der so ein Engagement ablehnt. Immerhin sammeln die Teilnehmer dadurch ein Stück weit Erfahrung im Arbeitsalltag.
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Name: Franziska Tholen
Alter: 18
Heimatort: Wangerooge
Einsatzstelle: Kurzentrum Carolinensiel
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Manchmal ist es einfach die fehlende Idee für die eigene Zukunft, die den Weg zumindest für das folgende Jahr vorzeichnet. "Ich wusste nicht genau, was ich nach der Schule machen soll", sagt Franziska. Sie hatte aber Erfahrung mit Kindern. Darum war für sie die FSJ-Stelle in Carolinensiel in dem Moment die passende Lösung. Hier können Mütter und Väter in Ruhe Krankheiten auskurieren oder ihre Batterien aufladen, während ihre Kinder von Franziska betreut werden.
Entspannung kann die 18-Jährige in den freien Stunden auch selbst finden. Schließlich wohnt sie in der Kureinrichtung, die in einer ruhigen Gegend angesiedelt ist - manchmal auch zu ruhig für Franziska. "Aber dann fahre ich auf die Inseln, da ist immer was los." 
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Franziskas Erwartungen an ihr FSJ haben sich bislang voll erfüllt. Sie hat sich selbst auf die Probe gestellt. "Es ist ja ein großer Schritt, das erste Mal von zu Hause wegzugehen und auf eigenen Beinen zu stehen", sagt sie. Auch die Erfahrungen aus der täglichen Arbeit sieht sie als wichtigen Baustein für ihre Entwicklung. "Man lernt, Verantwortung zu übernehmen."
Inzwischen sind Franziskas Pläne für die Zukunft ein wenig gereift. Sie strebt eine Ausbildung an, vielleicht im medizinischen Bereich. Die Arbeit mit Kindern macht ihr zwar Freude. "Aber für immer möchte ich das nicht machen", sagt sie ganz offen. Auch das ist ein Lerneffekt aus dem FSJ: herauszufinden, in welchem Berufsfeld die eigene Zukunft nicht liegt.
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2003: Beginn des Formats „FSJ statt Zivildienst“

2011: Aussetzung der Wehrpflicht, damit fallen bundesweit die Zivildienststellen weg. Die Lösung heißt Bundesfreiwilligendienst (BFD)
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Name: Christina Behne
Alter: 19
Heimatort: Bösel
Einsatzstelle: Rettungswache Friesoythe
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"Ich wollte nichts machen, bei dem ich nicht sicher bin", sagt Christina. Der medizinische Bereich war für sie von Anfang an eine Option. Vielleicht Rettungsdienst oder auch Pflege. Das FSJ in der Rettungswache sollte der große Test werden. Ergebnis: Nach dem freiwilligen Jahr beginnt sie eine Ausbildung zur Notfallsanitäterin im Landkreis Cloppenburg.
"Es hat mir von Anfang an gefallen", sagt Christina. "Ich mag es sehr, dass ich hier Verantwortung übernehmen kann."
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Zum Alltag gehört leider immer wieder die Beschäftigung mit Leben und Tod. "Ich wusste von Anfang an, dass es schreckliche Bilder geben könnte." Was Christina hilft, ist die Wahrung einer gewissen Distanz zu den Erlebnissen. Außerdem spürt sie große Unterstützung durch ihr Team. "Wir sind wie eine kleine Familie." Wenn kein Einsatz ist, wird auch mal gemeinsam gekocht oder gekickert. Der Ausgleich hilft, schwierige Situationen zu verarbeiten. Und wenn Christina etwas auf der Seele liegt, findet sie stets einen Ansprechpartner. Darum freut sie sich auf die berufliche Zukunft mit diesen Kollegen. "Ich bin sehr stolz darauf, dass ich hier als Auszubildende angenommen wurde."
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Name: Sonia Rakotomavo
Alter: 20
Heimatort: Antananarivo (Madagaskar)
Einsatzstelle: Pflegeheim Haus Christa, Stollhamm
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Sonia kam 2015 nach Deutschland, um als Au-Pair in einer Familie in Ofen (Bad Zwischenahn) zu arbeiten. Im Anschluss begann sie ein FSJ im Haus Christa. In der psychiatrischen Facheinrichtung in der Wesermarsch leben erwachsene Frauen und Männer mit seelischen Behinderungen. "Dieses Jahr ist sehr wichtig für mich, um Erfahrung zu sammeln", sagt die 20-Jährige. "Das hilft mir, damit ich später hoffentlich auch in einem sozialen Beruf arbeiten kann."
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Die Patienten im Haus Christa benötigen jede Menge Hilfe. Viele können nicht alleine essen, sich waschen oder anziehen. "Es ist sehr anstregend und oft stressig", sagt Sonia. "Doch mit der richtigen Motivation funktioniert das."
Es gibt harte Zeiten, zum Beispiel wenn Bewohner versterben. "Das hat mich immer sehr traurig gemacht." Auf der anderen Seite stehen die positiven Erfahrungen. "Wir haben zum Beispiel eine Patientin, die aus Afrika stammt und kaum Deutsch spricht." Mit Sonia kann sie sich auf Französisch unterhalten. "Sie hat nun die Möglichkeit, endlich mal jemandem ihre Geschichte zu erzählen. Und das freut mich sehr", sagt Sonia.
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Das FSJ wird in Deutschland für Jugendliche ab 16 Jahren und junge Erwachsene unter 27 angeboten. Die Vollzeitschulpflicht muss erfüllt sein.

Ein bestimmter Schulabschluss ist nicht erforderlich. Konfession oder Religion spielen bei der Bewerbung keine Rolle.

Die Teilnehmer müssen in der Lage sein, an den Bildungsseminaren mit Übernachtung teilzunehmen.

Die Bewerbung erfolgt bei den jeweiligen Trägern.
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Taschengeld: Im FSJ wird ein Taschengeld gezahlt, das der Träger bzw. die Einsatzstelle festlegt. Das Gesetz sieht eine Obergrenze von derzeit 372 Euro im Monat vor.

Unterkunft: Manche Einsatzstellen bieten eine kostenlose Unterkunft, oft auch Verpflegung und Arbeitskleidung. Ist das nicht der Fall, kann das mit einer Geldersatzleistung abgegolten werden.

Kindergeld: Für die Freiwilligen besteht während des FSJ ein Kindergeldanspruch.

Urlaub: Es gibt einen Urlaubsanspruch von wenigstens 24 Tagen in zwölf Monaten Dienstzeit.

FSJ-Ausweis: Dieser Ausweis berechtigt zu den gleichen Vergünstigungen, wie sie Auszubildende oder Schüler erhalten.

Wartesemester: Viele Hochschulen erkennen das FSJ als Wartesemester und als Vorpraktikum an. Zudem ist eine Anerkennung als praktischer Teil zum Erlangen der Fachhochschulreife möglich.











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Name: 
Zoe Reuter
Alter: 17
Heimatort: Westerstede
Einsatzstelle: Ammerland-Klinik, Westerstede
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Die Ausbildung hatte sie schon begonnen. Im Rechtsanwaltsbüro wollte Zoe in die Berufswelt starten. Eine Fehlentscheidung, wie sie selbst schnell feststellte. "Das war einfach nichts für mich." Das FSJ war für sie die Chance, den Fehler zu korrigieren und trotzdem den nächsten sinnvollen Schritt zu gehen. "Meine Mutter arbeitet in der Ammerland-Klinik. Sie hat mir erzählt, dass man dort auch ein FSJ absolvieren kann." Bereits früher hatte Zoe mit Kindern gearbeitet, zum Beispiel bei Ferienpass-Aktionen. Dass ihr der soziale Bereich grundsätzlich liegt, davon war sie daher überzeugt.
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Zoes Aufgabe ist vor allem, Patienten zu ihren Untersuchungen zu begleiten und ihnen den Weg zu weisen. Häufig schiebt sie die Menschen in ihren Betten durch die Gänge. Am meisten Spaß macht es Zoe, mit den Patienten ins Gespräch zu kommen. "Manche sind allein und sind froh, wenn sie mit jemandem reden können." Nicht alles, was sie dann hört, macht Freude. Einigen Menschen geht es schlecht, einige haben Sorgen, manche sind traurig. Es gibt Situationen, in denen Zoe nicht weiß, was sie antworten soll. Aber darum geht es auch nicht. "Ich höre einfach zu und zeige, dass ich da bin."
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Im Raum Weser Ems sind mehrere Träger angesiedelt, die FSJ-Stellen anbieten:

Deutsches Rotes Kreuz Landesverband Oldenburg

Diakonisches Werk Oldenburg

AWO Bezirksverband Weser-Ems

GPS Wilhelmshaven

Norle

Eine Liste mit allen Trägern in Niedersachsen gibt es hier.
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"Bei Vorbildern ist es unwichtig, ob es sich dabei um einen großen toten Dichter, um Mahatma Gandhi oder um Onkel Fritz aus Braunschweig handelt, wenn es nur ein Mensch ist, der im gegebenen Augenblick ohne Wimpernzucken gesagt oder getan hat, wovor wir zögern."
Erich Kästner
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