"Charts" - mehr als nur Musik
Von Carsten Bickschlag"Charts" - Eine Dorf-Disco mit Charakter
Zeit für eine kleine Hommage an diese wunderbare Dorf-Disco und die "gute alte Zeit".
Wie alles begann
Da waren wir nun. Eine Horde Jugendlicher auf dem Weg zum Erwachsensein. Längere Haare, Jeans, T-Shirt, Turnschuhe. Dann noch eine selbst gedrehte Zigarette im Mundwinkel, mit Freunden abhängen, ein bisschen Party feiern und Bassist in einer Garagenband namens „Shit Happens“. Das reichte zum Glücklichsein. Halt. Nicht ganz. Denn zum perfekten Glück gehörte ein ganz bestimmter Ort: Das „Charts“ in Harkebrügge.
(Das auf den Bildern bin übrigens ich in den 1990er Jahren. Musik spielte schon immer ein große Rolle in meinem Leben.)
Zweites Zuhause
Geile Mucke
Im Radio fanden diese Bands so gut wie gar nicht statt. Im “Charts” schon, stundenlang. Die dazugehörigen Musikvideos gab es auf der großen Leinwand oftmals gleich mit dazu. Genial. Hier fühlte ich mich wohl.
Musikalische Offenbarung
Es wurden auch immer wieder Live-Bands in das kleine Dorf geholt. Vier Konzerte durfte ich selber miterleben. Zum einen „Phillip Boa and the Voodooclub“ (1991). Die Band war damals voll angesagt. Es wurde sogar extra ein riesiges Zelt an die Disco gebaut. Der Auftritt war einfach super. An „Das Auge Gottes“ (1994) kann ich mich eigentlich so gut wie gar nicht mehr erinnern. Schade eigentlich. Umso mehr kann ich mich an den Auftritt von Herman Brood (1995) erinnern. Aber eher im negativen Sinne. Ein sehr skurriler Auftritt eines lustlosen, arroganten Künstlers. Weniger bekannt, aber richtig klasse und schön verrückt war dagegen die Band „Madonna HipHop Massaker“ (1996).
Gewisse Werte
Das Ende naht
Kaum zu glauben, aber das „Charts“ machte dicht. Nach fast 19 Jahren. Sechs Jahre davon war das „Charts“ ein fester Bestandteil meines Lebens. Rückblickend ganz klar eine der geilsten Zeiten meines Lebens. Klar, es gab noch Versuche, die Disco zu retten. Unter anderem durch den neuen Namen „Sounds“. Später dann nochmal „Charts“. Aber es war nicht mehr das gleiche. Die Luft war raus. 1999 war das Ende besiegelt.
Und heute?
Außerdem: „Charts“-Stammgäste fühlen sich ja bis heute irgendwie verbunden. Das zeigt sich nicht zuletzt daran, dass im Oldenburger „Polyester“ hin und wieder „Remember Charts Harkebrügge“-Partys gefeiert werden. Organisiert werden diese von Sven Strohschnieder (von ihm habe ich auch einige Bilder bekommen. Vielen Dank!) und Stefan Mühlhaus. Die nächste Party findet übrigens am 17. Februar 2018 in Oldenburg statt. Eine Facebook-Gruppe mit bislang 562 Mitgliedern gibt es natürlich auch (Stichwort: Charts Harkebrügge).
Auch wenn das „Charts“-Gebäude heute ein Fall für die Abrissbirne ist, Tod ist das „Charts“ noch lange nicht.
Zum guten Schluss:Hier meine ganz persönliche Charts-Playlist-Top-30
The Doors – Break On Through
Pearl Jam – Alive
Faith No More – Epic
Soundgarden – Black Hole Sun
The Offspring – Self-Esteem
R.E.M. – Shiny Happy People
Clawfinger - The Truth
Rage Against The Machine – Bullet In The Head
Beastie Boys – Sabotage
Jane’s Addiction – Been Caught Stealing
Phillip Boa And The Voodooclub – This Is Michael
The Cure – Boys Don’t Cry
Alice In Chains – Would?
U2 – Sunday Bloody Sunday
Iggy Pop – Passenger
Rocky Horror Picture Show – Time Warp
Primus – Too Many Puppies
Cake – I Will Survive
Lenny Kravitz – Always On The Run
Billy Idol – Rebel Yell
Joy Division – Love Will Tear Us Apart
The Sisters Of Mercy – Temple Of Love
Suede - So Young
The Charlatans – The Only One I Know
Therapy? – Nowhere
Massive Attack – Unfinished Symphaty
Fugazi – Waiting Room
Tool – Sober
Red Hot Chilly Peppers – Under The Bridge