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Der lange Weg ins Weserstadion

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In der U17-Bundesliga sorgt das Nachwuchsteam des SV Werder Bremen derzeit für Furore - einen Sieg nach dem anderen holt das Team von Trainer Marco Grote. Dahinter steckt neben dem Talent der Jungs allen voran die professionelle Arbeit des Leistungszentrums. Direktor Björn Schierenbeck erzählt im Gespräch mit der NWZ, was hinter dem Erfolg steckt.

Fakt ist, alle Spieler im Leistungszentrum träumen von einer Profikarriere. Sie trainieren jeden Tag, um irgendwann im Weserstadion vor gut 42.000 Zuschauern zu spielen. Einer, der diesen Moment  schon erleben durfte, ist Ausnahmetalent Maximilian Eggestein.
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Bremen, der 29. November 2014: Um 17.10 Uhr liegen die Temperaturen um den Gefrierpunkt. Es ist kalt an diesem Samstag im Weserstadion beim Bundesligaspiel zwischen dem SV Werder Bremen und dem SC Paderborn. Aber einer brennt – er brennt auf seinen ersten Einsatz in der Bundesliga. In der 83. Spielminute verlässt Levent Aycicek den Platz. Und dann ist es soweit: Maximilian Eggestein betritt den heiligen Rasen und feiert sein Profidebüt. Jahrelang hat er auf diesen Moment hingearbeitet, jahrelang hat er alles gegeben für diesen Traum. Und auf einmal wird er wahr!

Foto: Imago

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Der Weg dahin war kein einfacher. Mit 14 Jahren wechselt Maximilian Eggestein vom TSV Havelse an die Weser. Er lässt alles zurück, Familie, Freunde und die Heimat. Was folgt, ist eine wahnsinnig intensive Zeit im Leistungszentrum des SVW. „An manchen Tagen war es wirklich stressig. Das Schwierigste war, die Schule und den Fußball unter einen Hut zu bekommen“, erzählt der inzwischen 20-jährige Eggestein rückblickend. „Aber man hat sich einfach vorgehalten, wofür man das Ganze macht und wo man hin will.“
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Wohin der Weg führen soll, liegt auf der Hand. Und für die Nachwuchsspieler des SVW liegt das Ziel sogar in direkter Nachbarschaft. Das Internat befindet sich in der Ostkurve des Stadions, beim Blick aus dem Fenster sehen die Jungs den heiligen Rasen. Der Standort ist mit Sicherheit ein wichtiger Faktor für den Erfolg des Werder-Leistungszentrums.
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Maximilian Eggestein
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Maximilian Eggesteins jüngerer Bruder Johannes (links) spielt auch bei Werder Bremen und gilt ebenfalls als Ausnahmetalent. Der 18-Jährige war in drei aufeinanderfolgenden Jugendjahren jeweils Torschützenkönig in der U17- bzw. U19-Bundesliga. Auf den Junioren-Nationalspieler haben einige europäische Topclubs ein Auge geworfen. Durchstarten möchte der Stürmer jetzt erst einmal bei Werder. Nach seinem Profidebüt im Pokalspiel gegen die Sportfreunde Lotte im August 2016 trainiert er  regelmäßig mit der ersten Mannschaft und spielt für die U23 in der Dritten Liga, gemeinsam mit Maximilian.

Rivalität gibt es zwischen den Brüdern aber nicht: „Wir spielen ja auf unterschiedlichen Positionen", erzählt Maximilian, der im Mittelfeld in die Zweikämpfe geht. Vielmehr unterstützen sich die beiden gegenseitig: „Wir haben immer ein offenes Ohr für die Probleme des anderen."

Fotos: Imago

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„Unser Leistungszentrum ist das der kurzen Wege“, erklärt Björn Schierenbeck in Bezug auf den Standort im Weserstadion. Als junger Spieler startete der heute 42-Jährige in den 1990er Jahren selbst bei Werder Bremen durch und begleitet inzwischen als Direktor des Leistungszentrums Nachwuchsspieler bei deren Entwicklung. Er kennt den Balanceakt zwischen Schule und Fußball: „Bei uns wird großer Wert auf die schulische Leistung gelegt. Wer dort ehrgeizig ist und seine Ziele verfolgt, wird diese Mentalität auch beim Fußball haben.“

Foto: Imago

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Den Unterricht besuchen die Nachwuchskicker am Gymnasium „Links der Weser“ im Bremer Stadtteil Obervieland. Es wurde 2008 vom Deutschen Fußball Bund zu einer „Eliteschule des Fußballs“ ernannt und ist damit eine von 35 Schulen in Deutschland mit diesem Status. „Wir stehen in ständigem Kontakt zur Schule, sammeln zum Beispiel die Zeugnisse ein oder informieren uns über anstehende Klausurwochen“, erklärt Schierenbeck. Täglich steht für die Jugendspieler Training an. Nach der Schule geht es direkt los. „Es gab Tage, da hatte man bis 16 Uhr Schule, und um 17.30 Uhr war schon Trainingsbeginn“, erinnert sich Maximilian Eggestein. Das hat sich nicht geändert.
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Grundlagenbereich (U8 bis U10): Die Spieler kommen auf verschiedenen Positionen zum Einsatz, um offensives und defensives Verhalten zu entwickeln.

Aufbaubereich (U11 bis U14): Ergebnisse sind in diesen Altersklassen noch immer zweitrangig, die Entwicklung einzelner Talente steht im Fokus.

Leistungsbereich (U15 bis U19): Trainingsumfänge und Intensität werden gesteigert, es erfolgt eine Hinführung an die Anforderungen im Herrenbereich.

Übergangsbereich (U19 über U23 zur Bundesliga): Die Anforderungen an die Spieler steigen. Einige trainieren regelmäßig mit den Profis.
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Umso angenehmer ist es, wenn die Spieler abends dann nur noch wenige 100 Meter bis zum Zimmer machen müssen. Untergebracht sind sie zum Teil im Wilhelm-Scharnow-Internat in der Ostkurve des Weserstadions. „Wir haben Platz für 20 Jugendliche“, erklärt Schierenbeck. Mit hellen Zimmern, gemütlichen Aufenthaltsräumen und großer Gemeinschaftsküche wolle man den Spielern ein möglichst angenehmes Ambiente zur Entspannung und Weiterentwicklung bieten. Auch in der Zeit nach dem Leben in der Ostkurve im sogenannten Übergangsbereich kümmert sich der SV Werder Bremen um seine Schützlinge und stellt ein Haus mit Ein- und Zwei-Zimmer-Appartements in unmittelbarer Nähe zum Weserstadion zur Verfügung.
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Diesen Schritt schaffen aber nicht alle Spieler: „Zwischen drei und sechs Spieler in jedem Jahrgang verlassen uns nach der Saison und müssen durch neue Spieler ersetzt werden“, erklärt Björn Schierenbeck. Mehrmals im Jahr gebe es Gespräche mit Spielern, Trainern, Eltern und Betreuern, so werde am Ende der Saison keiner von der Entscheidung überrascht. „Wir helfen allen Spielern, wie wir können, aber wir sind eben ein Leistungszentrum, da muss die Leistung natürlich stimmen.“ Entscheidend beim Selektieren der Spieler sei neben  technischen Fertigkeiten wie Ballmitnahme oder Flankenspiel auch die Mentalität, erzählt der 42-Jährige. Regelmäßig bekommen die Jungs Feedback von ihren Trainern, sie sind die ersten Ansprechpartner.
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Ab der U15 werden die Spieler ausschließlich von hauptamtlichen Trainern unterrichtet. „Sie haben die Lizenzen, die notwendig sind, um U-Mannschaften und Leistungsmannschaften zu trainieren“, betont der Direktor des Leistungszentrums. Die Ausbildungsprinzipien und die Philosophie für das Training sind dabei in einem Leitfaden festgelegt. „Das Grobe wird vorgegeben. Daran müssen wir uns halten, aber letztendlich hat jeder Trainer in seinem Altersbereich die Möglichkeit, auch eigene Vorstellungen einfließen zu lassen“, erklärt Marco Grote. Er trainiert die U17 des SV Werder Bremen, die zum Start der B-Junioren-Bundesligasaison 2016/2017 mit einem Rekord auf sich aufmerksam macht.
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Marco Grote
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Einen Sieg nach dem anderen feiert Marco Grotes Team in der B-Junioren Bundesliga Staffel Nord/Nordost. Alle 13 Spiele der Hinrunde haben seine Jungs gewinnen können, und zum Start in die Rückrunde ging es genauso erfolgreich weiter. In die Winterpause geht das Team mit 16 gewonnenen Spielen und 14 Punkten Vorsprung auf den Tabellenzweiten RB Leipzig. „Die Mannschaft hat ein gutes Miteinander und eine gute Mentalität. Die Spieler sind alle sehr schnell lernfähig. Die Art und Weise, wie wir spielen, ist für eine U17-Mannschaft auf jeden Fall richtig guter Fußball“, gerät Grote ins Schwärmen. „Da jetzt so weit vorne zu sein, das ist außergewöhnlich, sensationell. Im Jugendbereich ist eine solche Konstanz absolut unwahrscheinlich“, erklärt der Trainer, der als rechter Verteidiger unter anderem für den VfB Oldenburg spielte.
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Trotz des Erfolges im Leistungsbereich gibt es aber keine Garantie, dass die Spieler auch den Sprung in den Profi-Fußball schaffen.  „Nur drei bis vier Spieler pro Jahrgang schaffen es in der Regel aus unserem Leistungszentrum in den bezahlten Fußball“, erzählt Björn Schierenbeck. Einer, der diesen Sprung definitiv geschafft hat, ist Maximilian Eggestein. Seit seinem Debüt spielt er entweder in der Bundesliga-Mannschaft oder für die U23, die die Dritte Liga aufmischen möchte. Als Vorbild sieht sich der Mittelfeldspieler in erster Linie nicht: „Aber an meinem Beispiel können jüngere Spieler im Verein sehen, dass man den Schritt vom Leistungszentrum in den Profibereich schaffen kann und dass das nicht unmöglich ist.“

Es wird also auch in Zukunft zahlreiche Spieler geben, die durch die Arbeit des Werder-Leistungszentrums ihren ganz großen Traum vor gut 42.000 Fans im Weserstadion leben dürfen.
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Marco Bode: 379 Einsätze für Werder und 40 Spiele für die Nationalmannschaft - Deutscher Meister, dreimal Pokalsieger, Europameister 1996 und Vizeweltmeister 2002 - Ehrenspielführer des SVW

Tim Borowski: 210 Partien für Werder, 26 für den FC Bayern und 33-facher Nationalspieler - Deutscher Meister und Pokalsieger mit den Bremern, mit der Nationalelf Vizeeuropameister und WM-Dritter

Dieter Eilts: 390 Einsätze für Bremen und 31 für die Nationalmannschaft - zweimal Deutscher Meister, dreimal Pokalsieger und Europameister 1996

Martin Harnik: 17 Einsätze in Werders erster Mannschaft, 173 Spiele für den VfB Stuttgart, dazu österreichischer Nationalspieler seit 2007 - Pokalsieger mit Werder 2009

Günter Hermann: 231 Spiele für Werder, 53 für Hannover 96 und zweifacher Nationalspieler - zweimal Deutscher Meister, Pokalsieger und Weltmeister 1990

Alexander Nouri: nach seiner Spielerkarriere Start als Trainer beim VfB Oldenburg - inzwischen trainiert er Werders Profimannschaft

Simon Rolfes: Karrierestart beim SV Werder, dann 288 Partien für Bayer Leverkusen und 26 Länderspiele - Deutscher Meister und Pokalsieger mit Bremen.

Thomas Schaaf: 281 Spiele für Werder, 14 Jahre lang Trainer - Erfolge als Spieler: je zweimal Deutscher Meister und Pokalsieger, Erfolge als Trainer: Deutscher Meister 2004 und dreimal Pokalsieger

Davie Selke: über 60 Bundesliga-Einsätze bei Werder und RB Leipzig, dazu in sämtlichen U-Nationalmannschaften erfolgreich - U19-Europameister, Gewinner der olympischen Silbermedaille

Nelson Valdez: unter anderem 80 Partien für Bremen und 113 für Dortmung, außerdem 74 Länderspiele für Paraguay - Deutscher Meister und Pokalsieger, Griechischer Meister (mit Piräus), US-amerikanischer Meister (mit Seattle)







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Fotos und Videos: Christian Ahlers


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