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Rapper

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Zurück zu den Wurzeln: In ihrem gerade erschienen Album „Royal Bunker“ rappen Sido und Savas mit ihrem Kollegen Lakmann One über einen Dauerbrenner im deutschen Rap: ihre Mütter. Sich zu dissen „Ist okay, doch lass die Mutter aus’m Spiel oder meine Mutter haut deiner Mutter auf die Schnauze“, rappt Sido.
Mit seinem Song „Mama ist stolz“ schrieb der damals harte Gangsta-Rapper mit der silbernen Maske eine Hymne auf seine Mutter. Seit dem taten es ihm viele nach. So auch einige Rapper aus dem Nordwesten. Oxytocin wäre nicht nur ein geiler Name für einen Song, sondern ist auch wichtig für das Verhältnis von Mama und Kind.


Foto: Jens Kalaene/dpa
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Eins der Ur-Rap-Liebeslieder für die Mama stammt aus dem Jahr 2004 vom Berliner Sido (bürgerlicher Name: Paul Würdig). Er spricht in seinem Song "Mama ist stolz" auf eine sehr direkte Art aus, was viele an ihrer Mutter schätzen:

„Ich weiß das wenn ich alt bin und Mama noch älter
Hält sie immer noch zu mir, als wär' sie mein Zuhälter."
"Mama steht hinter mir, so lange bis ich sterbe."

Er beschreibt die große Bindung zwischen Mutter und Sohn. Sie basiert auf dem Vertrauen, dass zwischen ihm und seiner Mutter herrscht.

Foto: Caroline Seidel/dpa



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Das Hormon Oxytocin bewirkt im Körper der Frau, dass sie als Mütter Liebe, Vertrauen und Ruhe ausstrahlen. Zu der Erkenntnis kamen Studien von Neurobiologen und Verhaltensforschern.

Über das wichtigste Steuerzentrum des vegetativen Nervensystems, den Hypothalamus, wird das Oxytocin über die Hirnanhangdrüse ausgeschüttet, wann immer es gebraucht wird. Es löst zum Beispiel auch die Wehen für die Geburt aus. Das Hormon sorgt nicht nur für die Bindung von Mutter und Kind, sondern auch zu für die Bindung zwischen Geschlechtspartnern. Zudem beeinflusst sie soziale Interaktionen.

Väter sind nicht durch den Hormoncocktail der Geburt auf die Kinder geprägt. Darum lieben sie laut amerikanischen Neurobiologen auch anders.


Foto: Helmut Fohringer/dpa

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Sido spart im Track "Mama ist stolz" auch die Streitigkeiten nicht aus, die es zwischen Eltern und Kindern immer wieder gibt. In einigen seiner anderen Songs schildert er, dass es seine Mutter mit ihm häufig nicht leicht gehabt habe.
 
"Wenn’s ein Grund gab, gab’s auch mal in die Fresse,
doch nur weil sie mich liebt und ich hatte es verdient.
Damals war’s die Hölle unter Mamas Diktatur,
doch heute ist 'ne Stunde bei ihr wie fünf Tage Kur."


Foto: Caronline Seidel/dpa



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Konflikte sind nicht per se etwas Schlechtes, sagen Psychologen. Sie sind Teil des Zusammenlebens von Eltern und Kindern und sind wichtig für den sozialen Wandel in einer Gesellschaft. Auseinandersetzungen führen dazu sich anzupassen. Außerdem bringen sie neue Ansichten, Normen und Werte.

Die Streithähne tauschen ihre Interessen aus, weil sie eine Veränderung der aktuellen Lage wünschen. Wenn jede Partei sagt, was sie stört und was sie verbessern möchte ist das grundsätzlich etwas Gutes, so die Psychologen.

Besonders in der Pubertät haben Eltern oft das Gefühl, dass die Auseinandersetzungen mit ihrem Kind zunehmen.
Die Jugendlichen sind zunehmend um Eigenständigkeit und Unabhängigkeit bemüht, sie wollen ihr Leben selbst gestalten, sodass gewohnte und altbewährte Regeln hinterfragt werden.

Foto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa
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Der gebürtige Bremer Baba Saad brachte gemeinsam mit dem umstrittenen und bekannten Rapper Bushido den Titel "Mama, es tut mir Leid" heraus. Der Song erzählt die Geschichte einer Mutter, die mit ansehen muss, wie ihr Sohn ins Gefängnis wandert.

Sie wertschätzen ihre Mutter so wie Sido - und gleichzeitig entschuldigen sie sich für ihr eigenes Verhalten. Sie richten sich direkt an sie:

"Ich danke Dir, dass Du immer für mich da warst.
Hör auf zu weinen, ach ey komm, bitte sag was.
Lieber Gott bitte segne meine Eltern.
Mama bitte es tut mir so leid.
Mama bitte es ist Blut, wenn Du weinst.
Mama ich weiß, dass Du mich in Deinem Herzen hast,
Mama ich schreib nur für Dich diesen letzten Satz.
Meine Zelle ist so kalt und unbequem. Meine auch, wir müssen auf den Hof, um uns zu sehen.
Ich hab keine Mutter mehr, die jeden Tag kocht."

Foto: Bernd von Jutrczenka /dpa



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Wenn die Rapper ihre Mutter verletzt haben, egal ob mit Worten oder ihren Taten, kommt es auch vor, dass sie sich in ihren Songs entschuldigen. Eine Entschuldigung dient laut Franz Petermann  ("Psychologie des Vertrauens", 2013) dazu, das verlorene Vertrauen wieder aufzubauen.

Die Wirkung der Entschuldigung hängt davon ab, wie ernsthaft man sich darum bemüht, ebenso wie davon, wie schwer das Vergehen war. Wer das Vertrauen wiederlangen will muss das Wohlwollen des Gegenübers sowie die Integrietät wieder herstellen. Dies kann jedoch laut Petermann nur geschehen, wenn der "Täter" seine Versprechung der Entschädigung hält. So kann derjenige der sich entschuldigt das Vertrauen seines Gegenübers zurückgewinnen.


Foto:  Tobias Kleinschmidt /dpa
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Auch der Bremer Rapper JoKA hat seinen Eltern einen Track aus dem Jahr 2010 gewidmet. In dem Album sagt er seiner Mutter und seinem Vater "Danke".

Der 32-jährige Musiker wuchs mit seinen beiden Schwestern bei seinen Eltern in Bremen-Findorff auf. Mit 15 Jahren, lernte JokA, der mit bürgerlichem Namen Jochen Burchard heißt, den Rapper Baba Saad kennen. Gemeinsam nahmen sie einige Songs auf, was JokA dazu animierte, auch eigene Songs zu schreiben. 2006 machte sich JokA durch den Song "Um uns herum" auf Saads Debütalbum "Das Leben ist Saad" einen Namen.

Im Anschluss war er beim Label I Luv Money Records von King Organsmus One unter Vertrag. Sein Debütalbum erschien am 27. Juni 2008 und trug den Namen "Gehirnwäsche". Mit seinem dritten Studioalbum "Augenzeuge", das am 4. September 2015 veröffentlicht wurde, erreichte er Platz 22 in den Charts.


Pressefoto: Christian Hasselbusch/joka-music 
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Mit folgenden Zeilen dankt er seiner Mutter:

"Danke für jede Minute, Für jede Minute, die du mir zuhörst, danke Mama!
Du bist die Einzige die pausenlos an mich geglaubt hat.
Ich weiß, wenn ich fallen sollte, dann wirst du mich auffangen.
Es gab mal Höhen, mal Tiefen, jeder hat Zweifel gehabt.
Du hast mein Rücken frei gemacht, egal wie scheiße ich war.
Du bist mein Ein und Alles, ich schulde keinem soviel wie dir!
Wir hatten eine schöne Kindheit und das euretwegen, Mama!"

Auch einen Dank an seinen Vater wird JokA los. Damit steht er unter den Rappern ziemlich allein dar. Sido etwa kennt seinen Vater nicht und ist allein mit seiner Mutter aufgewachsen.

„Ich kann gut schlafen denn du achtest gut auf meine Schwester, backen wir mal wieder Pizza? Mir kommt es so vor als war es gestern.
Weil du meiner Mutter immerzu den Rücken frei hältst, auch in den schlimmsten Zeiten, immer wenn du siehst, dass sie leidet
Du bist Grade und für diese Stärke dank' ich dir vom ganzen Herzen!“


 Pressefoto: Christian Hasselbusch/joka-music



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Eine Liebeserklärung an Mutti gibt es auch von MoTrip und Haftbefehl. MoTrip stammt ursprünglich aus dem Libanon. Aufgewachsen ist er in Aachen. 2011 war MoTrip bereits auf dem Soundtrack zum Film "Blutzbrüdaz" mit Sido und Bushido dabei. Haftbefehl stammt aus Offenbach und zählt ebenfalls zu den Größen des Deutschen HipHops. In den Single-Charts konnte er mit dem Song "Chabos wissen wer der Babo ist" immerhin acht Wochen in den Charts halten. Auf Platz 30 war es die höchste Platzierung, die er bisher erreichte.

In ihrem Song "Mama" heißt es:
"Ich schenk dir mein Herz und mein Blut
Ich schwör auf meine Mutter, ich geh in die Hölle nach dem Tod Mama, mach dir keine Sorgen, ich werd mich um dich sorgen. Für dich würd' ich morden, Mama."


Foto: Britta Pedersen/dpa




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Wer Kosenamen wie "Mama", "Mami" oder "Mutti" verwendet, zeigt dadurch eine besondere Intimität zu seinem Gegenüber, erklären Psychologen. Für die Nutzer sind sie von Bedeutung, weil sie häufig die Individualität der Partnerschaft verdeutlichen.

Studien ergaben, dass man sich im Norden häufiger Kosenamen gibt als im Süden. Ganz vorn liegen die Bundesländer Bremen, Brandenburg, Schleswig-Holstein, Berlin und Niedersachsen.


Foto: Helmut Fohringer/dpa

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Eine der größten Auseinandersetzungen der deutschen Rap-Geschichte lieferten sich Sido (mit Alpa Gun) gegen Bushido und Kay One. Auslöser des Battles war Sidos Track "Du bist Scheiße" aus dem Jahr 2008. Darin disst er eine ganze Reihe von anderen Rappern und Prominenten, denen er sagt: "Ich find dich scheiße". Er bezeichnete Kay One als "Thai-Nutte".

Dieser holte sich Rap-Größe Bushido - damals noch nicht in zu viele Skandale verwickelt - an seine Seite und schlug mit einem Track zurück. Kritiker behaupten, Sido und Bushido hätten den Krieg nur aus PR-Gründen angezettelt.


Foto: Britta Pedersen/dpa






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In ihrem Song "S.I.D.O." dissen Kay One und Bushido ihren Gegner Sido für die Bezeichnung als "Thai-Nutte". Dabei gehen sie auch Sidos Mutter an. Bushido bezeichnet sie als "Junkie-Mutter", Kay One nennt Sido einen "Motherf*cker".

Auch Bushido vergeht sich in den Zeilen an Sidos Mutter: "Ich gib' deiner Mutter Schwanz". Kay One rappt: "Ich fick deine Mutter Sido und du wirst ein Teil von mir". Zudem wird der Mutter schlechtes Benehmen nachgesagt: "Deine Mutter rülpst am Tisch. Ich frag nur: 'Hat das Becks geschmeckt?'."


Foto: Matthias Balk/dpa


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Sidos Antwort auf den Diss-Track gegen sich, seine Freunde und vor allem seine Mutter war "Frohe Weihnachten", den er 2009 veröffentlichte.

In seinen Lines zeigt er sich besonders erschüttert, dass die beiden Rapper seine Mutter mit in ihren Diss aufnehmen:
"Es ist eine Frage der Ehre, die Mama rauszuhalten. Ich jedenfalls hab Respekt vor deiner! Sie hat's lange mit dir ausgehalten! Du Missgeburt, was denkst du dir?"
Später heißt es: "Keiner fickt mit meiner Familie!"

"Doch ich sag wie's wirklich ist: Ich bin sowas wie dein Vater". An dieser Stelle schlägt er in die gleiche Kerbe, wie Kay One und Bushido, indem er indirekt sagt, er habe mit Bushidos Mutter geschlafen, weil er "sowas wie dein Vater" ist.


Foto: Oliver Berg/dpa

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Die Zeitschrift "Musikexpress" hat drei Monate lang die Songs der 32 bekanntesten Deutschrapper analysiert. In den 700.000 Wörtern fanden sie 2016 heraus, dass Farid Bang "der unangefochtene Mutterficker" ist. Er bleidigt Mütter 275 Mal. Bushido folgt auf Rang drei mit 238 Beleidigungen der Mutter. Haftbefehl liegt mit 71 auf Rang sechs. Sido wirkt dagegen mit dreizehn Beleidigungen doch recht harmlos.

Die Gesamtauswertung der Musikzeitschrift ergab, dass die Rapper insgesamt 1265 Mal in ihren Texten Mütter beleidigen. Im Schnitt sind das etwa 39,5 Mutterbeleidigungen pro Rapper. Es gibt jedoch auch Positivbeispiele. Max Herre, Deichkind, Dendemann oder die Fantastischen Vier beleidigen keine Mutter.


Foto: Marco Keller/imago

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Von der Dominanz der Männlichkeit über der Weiblichkeit im deutschen Rap spricht Martin Reger in seinem Buch "Männlichkeits- und Weiblichkeitskonstruktionen deutschsprachiger Rapper", das am 31. Dezember 2015 erschien. Er stellt fest, dass Männlichkeit in der Regel für dominanter gehalten wird, als Weiblichkeit. Frauen würden häufig für Abwertungen benutzt, wie sich auch in den vorangegangenen Rapsongs zeigte.

Die eigene Mutter bildet allerdings die einzige, unangefochtene Ausnahme. In ihrem Fall wird die Weiblichkeit aufgewertet. Sie werden als eine Art "Engel" gesehen, denn Mütter gelten "als morarisch rein, gutherzig, liebevoll, treu, darüber hinaus aus als sexuell sittsam und loyal".

Die Bezeichung einer Mutter als Hure soll den Konkurrenten niedermachen und in seiner Wertung herabsetzen. Gerade im Gangsta-Rap soll so die  gewaltbereite, herrschaftliche Männlichkeit verdeutlicht werden.


Foto: Patrick Pleul/dpa






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Die Zeilen in ihren Songs verdeutlichen, wie sehr die Rapper an ihren Müttern hängen. Einige, weil sie ihren Vater nicht kennen oder zu ihm kein gutes Verhältnis haben. Andere sind einfach dankbar, dass die Mutter zu ihnen hält und immer für sie da ist - auch, wenn sie mal Dummheiten gemacht haben.

Besonders die Empfindlichkeit, wenn die eigene Mutter gedisst wird, zeigt, dass die ausgewählten deutschen Rapper doch eher Muttersöhnchen als harte Kerle sind. Ihre Mutter ist ihnen heilig. Die Mütter sind sicher gerührt, wenn ihr Kind ihr Respekt entgegenbringt und ihr sogar einen Song widmet.


Foto: Jens Kalaene/dpa



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