Ein Ratgeber von NWZ und Polizei OldenburgDamit Einbrecher Ihnen gestohlen bleibenSo schützen Sie sich bestmöglich
Ferienzeit ist EinbruchszeitDer Sommer macht's
Ganz ähnlich war’s im Jahr zuvor, zumindest bis zu den Sommerferien. Denn dann veränderte sich die Statistik rapide, die Einbruchszahlen stiegen sprunghaft an, Bürger waren verängstigt, die Polizei zuweilen ratlos – lediglich 18 Prozent aller erfolgreichen Einbruchsdelikte wurden aufgeklärt, immerhin 43 Prozent aller versuchten. Und dann kam ja auch noch die dunkle Jahreszeit ...
Die ungewollte AbwesenheitsnotizSchöne Urlaubsgrüße!
Böse Buben sind aber natürlich auch in Sozialen Medien aktiv – und freuen sich besonders, wenn ihnen mit öffentlich gestellten aktuellen Urlaubseindrücken auf Facebook eine „Abwesenheitsnotiz“ quasi frei Haus geliefert wird. Das erspart ihnen Kontrollanrufe bei möglichen Opfern – und sie können sogleich zur Tat schreiten... sehr praktisch!
Aufrüttelnde Kampagne ... aber einen Versuch war's wert!
Aufrüttelnde Kampagne ... aber einen Versuch war's wert!
Das Bild wurde damals zigtausendfach geteilt und weiter verbreitet. Dass es aber auch tatsächlich bei der Zielgruppe angekommen ist, darf bezweifelt werden. Dafür werden noch immer Millionen aktuelle Sonnenuntergänge am Meer via Facebook und Instagram veröffentlicht. Für potenzielle Straftäter ein leichtes Spiel.
Wachsam bleiben!Solide Basis
Eine gesteigerte Aufmerksamkeit kann schon reichlich Unbehagen ersparen, eine gute Nachbarschaft noch viel mehr. Hier und da vielleicht noch etwas Elektronik und Mechanik – und schon müsste das Häuschen sicher sein. Oder? Nun. Nicht ganz. Wir haben auf den folgenden Seiten aber jede Menge zielführende Tipps und wichtiges Hintergrundwissen für Sie zusammengestellt.
ZahlenspieleFakten und Vermutungen
* Eine im Bereich des Polizeipräsidiums Wiesbaden durchgeführte Opferbefragung zur Jahrtausendwende bestätigt das: 93 Prozent aller Einbruchsopfer hielten sich vor der Tat gerne in ihrer Wohnung auf, heißt es. Danach war es hingegen nur noch jeder Dritte.
* Die Angst, erneut Opfer eines Einbruchs zu werden, stieg von 27 auf 87 Prozent. Auch das Sicherheitsgefühl verschlechterte sich demnach massiv: Vor der Tat fühlten sich nur 9 Prozent unsicher, danach 56 Prozent.
* Der Polizeilichen Kriminalstatistik entsprechend sind Jugendliche und Heranwachsende beim Einbruchdiebstahl im Vergleich zu ihrem Anteil an an den Straftaten deutlich überrepräsentiert.
* Fast drei Viertel der polizeilich registrierten Tatverdächtigen von Einbruchdiebstählen haben ihren Wohnsitz in der Tatortgemeinde oder zumindest im gleichen Landkreis. Man kennt sich also aus. Lediglich jeder 20. Täter komme aus einem anderen Bundesland, jeder 50. Täter aus dem Ausland, so die (zehn Jahre alte) Statistik.
* Mindestens drei Viertel aller Tatverdächtigen sind beim Einbruchsdiebstahl bereits vorher mindestens einmal polizeilich in Erscheinung getreten.
* Nur wenige Täter verüben ihre Taten unter Alkohol- oder Drogeneinfluss und ebenfalls nur sehr wenige Täter sind tatsächlich gewaltbereit, heißt es von der Polizei.
Zahlenspiele IIFenster bevorzugt
* "Beim klassischen Einbruch in Mehrfamilienhäuser zielt der Täter zumeist auf die Wohnungseingangstüren in den oberen Stockwerken ab. In den unteren werden diese aufgrund der Entdeckungsgefahr eher gemieden", heißt es da.
* Die überwiegende Zahl der Befragten gelangte über Fenster und Türen in das Gebäude, indem sie diese aufbrachen oder aufhebelten. Sehr "beliebt" waren demnach auf Kipp stehende Fenster und Türen, die ohne Weiteres geöffnet werden konnten.
* Im Einfamilienhaus nutzten 51,7 Prozent den Zugang über Fenstertüren, 31,7 Prozent über Fenster. Nur 9,1 Prozent kamen durch die Haustür, 6,8 Prozent via Kellerbereich.
* Im Mehrfamilienhaus gelangten Einbrecher zu 56,7 Prozent durch die Wohnungstüren, 22,6 Prozent durch Fenstertüren, 20,7 Prozent durchs Fenster.
Wann Einbrecher aktiv sindDienstags Ruhetag
An allen anderen Wochentagen aber, vor allem zum Wochenende hin, scheinen die Gauner deutlich aktiver. Bevorzugte Zeiten (auch darüber gibt es interne Polizei-Statistiken) sind die Mittagszeit (gegen 11.30 Uhr), der Nachmittag (ab 16 Uhr) und die Nacht (zwischen 3 und 3.30 Uhr). Aber wie es bei Statistiken halt oft der Fall ist: es kann auch ganz anders sein.
Was Einbrecher mögenHinten kracht's am häufigsten
Leitern oder Bänke in und an Schuppen, vielleicht der Spaten hinter der Garage, auch praktisches Werkzeug jeglicher Art: Damit kommen die bösen Buben bevorzugt durch Terrassentüren, Wohnungstüren oder Fenster. Filigran, heimlich, still und leise - oder eher doch krachend mit Karacho.
Neuer TätertypBis die Scheibe platzt
Deshalb ist es sinnvoll, einen abschließbaren Griff zu installieren, der so stabil ist, dass er mindestens 100 Newtonmeter Abriss- bzw. Abdrehfestigkeit aushält (gemäß DIN 18140 Teil 1).
Fortbildung für FortgeschritteneViel Wissen hilft viel
Sie erlernen ihr Handwerk zumeist im Gefängnis – entweder von gesprächigen Mitinsassen oder dank der Fall-Akten über sie, die ihnen auf Wunsch zugänglich gemacht werden müssen. Das heißt: Täter wissen um Entwicklungen auf dem „Einbruchsmarkt“, kennen Materialien und Tricks allemal, aber auch etwaige Fehler, die zur Festnahme geführt haben. Diese werden sie sicher nicht wiederholen.
Der beste SchutzAuf gute Nachbarschaft
Insofern scheint ein guter nachbarschaftlicher Zusammenhalt - frei nach dem Motto "Passt Du auf mich auf, bin ich auch Dein Aufpasser" - durchaus gewinnbringend.
Überraschend: Überwachungskameras bewirkten oftmals das Gegenteil, heißt es bei den geständigen schweren Jungs - da sie eben potenzielle Langfinger auf fette Beute geradezu hinweisen und anlocken.
Tagsüber erkunden - nachts zu WerkeAber er hat so nett gegrüßt ...!
Heißt: Der Einbrecher geht vor seinem Beutezug für gewöhnlich tagsüber auf Erkundungstour, schaut sich Häuser und Gärten in aller Ruhe und bei Tageslicht ganz genau an, studiert mögliche Wege, drohende Gefahren und potenzielles Tatwerkzeug. Dies alles natürlich ohne Maske. Sein Vorteil: Weil es hellichter Tag ist und der Täter nicht weiter beachtet wird, hier wie dort vielleicht sogar noch ein unverdächtiges Pläuschen erfolgt, hat er zumeist freien Blick aufs Geschehen und die potenzielle Beute.
Ungewöhnliche SzenarienGenau hingeschaut!
* Autos mit auswärtigen Kennzeichen (meistens sitzen darin gänzlich unbekannte Personen) fahren mehrmals langsam durchs Wohngebiet - vielleicht suchen potenzielle Einbrecher ja ein lohnendes Objekt?
* Fremde läuten im Haus gleich bei mehreren Wohnungen oder streifen auf dem Nachbargrundstück umher - vielleicht wollen sie ja auf diese Weise in Erfahrung bringen, ob jemand zu Hause ist.
* Fensterscheiben klirren, im Treppenhaus splittert Türholz, es wird gebohrt, gehämmert, gehebelt - unangekündigte Handwerkerarbeiten? Vielleicht sind es ja auch Einbruchsgeräusche!
* Flackerndes, abgeschirmtes Licht scheint im Dunkeln aus dem Nachbarhaus, Fenster sind ungewohnt abgedeckt? Möglicherweise gehen Einbrecher hier ja gerade ihrem Hobby nach.
* Unbekannte warten scheinbar grundlos auf der Straße, auch im Hausflur oder im geparkten Auto - vielleicht stehen sie ja bei einer Straftat Schmiere?
Bitte nicht nachmachen!Die immer gleichen Fehler
* Der Klassiker: Ein Schlüssel ist - natürlich nur für den Notfall - für die liebe Verwandtschaft unter die Fußmatte, wahlweise auch in den Blumenhängetopf neben der Tür, auf den Türrahmen oder unter einen größeren Stein davor gelegt. Dummerweise kennen diese Verstecke auch Einbrecher nur allzu gut. Und sicher noch viele weitere viel bessere...
* Passiert vor allem in hektischen Momenten: Die Wohnungs- oder Haustür wird nur ins Schloss gezogen, der Schlüssel aber nicht zusätzlich gedreht und die Tür tatsächlich abgeschlossen. Für Täter bedeutet das ein um so leichteres Spiel.
* Ebenfalls nicht ungewöhnlich, gerade an wärmeren Tagen: Fenster, Balkon- oder Terrassentüren bleiben einen Spalt weit geöffnet, sind auf Kipp gestellt. Das freut vor allem die Einbrecher.
* Rollläden sollten nur nachts geschlossen sein, tagsüber aber geöffnet werden. Das bringt Einbrecher nicht auf dumme Gedanken!
Naive Malerei und leere SchachtelnGemeine Gaunerzinken
Neben den gezeichneten Hinweisen gibt es ganz plastische Zinken. Hierbei werden Streichhölzer oder Zahnstocher zwischen Türzarge und Türblatt gesteckt, meistens darüber hinaus noch leere Zigarettenschachteln oder ähnlich auffällige Markierungen vor die Tür gelegt. So wird eine Anwesenheitskontrolle der Hausbewohner vorgenommen.
Maximal sieben Minuten ZeitWeile mit Eile
Deshalb sind manuelle Vorkehrungen von so großer Bedeutung bei der Verbrechensabwehr. Nichts hält für immer. Aber sieben Minuten schaffen die meisten zertifizierten und wirklich sinnvollen Vorrichtungen. Reinhard Schölzel merkt an, dass „zu den normalen Bürgern nur normale Einbrecher kommen“ – keine Top-Profis. Die Chance, - entsprechend vorgesorgt - verschont zu bleiben, ist damit also noch einmal deutlich größer.
Auf frischer Tat ertapptHelden haben Pause
Was aber passiert, wenn es zum Sichtkontakt und Wortduell kommt, weiß niemand. Diese Provokation gilt es zu vermeiden. Eigentümer und betroffene Mieter sollten deshalb besser alsbald die Polizei verständigen und sich Merkmale des Kriminellen einprägen.
Austausch auf kurzen WegenPostpostalisch
Grundsätzlich sollten sich Nachbarn untereinander austauschen, allem voran ihre Telefonnummern. Weitere Unterstützungsangebote sind überdies bestimmt gern gesehen - beispielsweise bei Abwesenheit die gegenseitige Leerung der Briefkästen.
Elektronische HilfeAlarm! Alarm!
Zwar bieten auch Alarmanlagen keinen 100-prozentigen Schutz. Allerdings können sie helfen, den Einbrecher dingfest zu machen (so beispielsweise über einen stillen Alarm, der direkt mit einem Sicherheitsdienst verkabelt ist) oder zumindest zu vertreiben (dies dann mithilfe einer schrillen, lautstarken Alarmierung). Die Installation von zertifizierten Profis ist dabei genauso wichtig wie geprüfte VDS-Qualität der Anlagen (DIN EN 45011). Falschalarme können schnell richtig teuer werden – zwischen 300 und 500 Euro sind da je Einsatz der Polizei fällig.
ÜberwachungskamerasVerzwickte Gesetzeslage
Und: Immer dann, wenn öffentlich zugängliche Bereiche aufgezeichnet werden, greift der Datenschutz - und juristische Streitigkeiten schließen sich rasch an. Bestenfalls sind Kameras da auf den Hauseingang oder die Terrassentür gerichtet.
Nachrüstungen und NeuinstallationenDer Fachmann macht's
Aufeinander abgestimmte Türblätter, -rahmen, -schlösser, -bänder, Beschläge und Schließbleche – aber auch Fensterkonstruktionen – können den Einbruchschutz verbessern, allerdings nur bei fachgerechter Montage. Mehrfachverriegelungen an der Wohnungstür oder Querriegelschlösser (auch mit Sperrbügel) sind sinnvoll.
Der natürliche "Burggraben"Grüner Daumen schützt
Eine Umfriedung des Grundstücks ist hilfreich, um potenziellen Tätern die geübten Blicke zu verwehren. „Holzzäune sollten keine Querverlattung, sondern immer vertikale Latten haben“, sagt Schölzel, „der Zaun sollte mindestens 1,80 Meter hoch und mit einer Kronensicherung ausgestattet sein.“ Empfehlenswert, nicht allein wegen ihres dichten Bewuchses, seien zudem Ilex- oder Feuerdornhecken. Einbrecher könnten sich daran verletzen und Spuren (Blut oder Faserstoffe) hinterlassen.
Nach dem EinbruchNur gucken, nicht anfassen!
Werden also bei der Heimkehr Einbruchsspuren an Türen, Terrassen oder Fenstern entdeckt, sollte sogleich die Polizei verständigt werden.
Kurz und knapp: Nicht betreten, bloß nichts verändern, nichts wegwischen, aufsaugen oder aufräumen.
Nur die Polizei rufen!
SpurensicherungAlles vertraulich
Bei der Nachbarschaft sorgt das sogleich für erhöhte Aufmerksamkeit - wovon sich Betroffene aber nicht irritieren lassen und Nachbarn nicht die Ermittlungen stören sollten. Diese können sich schließlich rund ums ganze Haus und Grundstück abspielen, dazu auch sehr zeitintensiv sein.
Die Polizei muss Räume betreten und Schränke öffnen - das löst bei vielen Menschen unangenehme Gefühle aus, ist aber unvermeidbar. Immerhin: Alle Informationen werden absolut diskret behandelt.
VerhaltensregelnSechs schnelle Tipps
* Wenn Sie Ihr Haus verlassen - auch nur für kurze Zeit - schließen Sie unbedingt Ihre Haustür ab!
* Verschließen Sie immer Fenster, Balkon- und Terrassentüren. Denken Sie daran: Gekippte Fenster sind offene Fenster!
* Verstecken Sie Ihre Schlüssel niemals draußen! Einbrecher finden jedes Versteck!
* Wenn Sie Ihren Schlüssel verlieren, wechseln Sie den Schließzylinder aus!
* Achten Sie auf Fremde in Ihrer Wohnanlage oder auf dem Nachbargrundstück!
* Geben Sie keine Hinweise auf Ihre Abwesenheit!
(Quelle: polizei-beratung.de)
Reinhard SchölzelAlle Rollläden hoch!
* Augenmerk muss gerade in der Urlaubszeit auf einer Vortäuschung der Anwesenheit liegen. Hier spielt das Licht eine große Rolle oder der abgestellte Pkw vor der Tür. Man sollte in der Urlaubszeit seinen Nachbarn bitten, seinen Wagen solange auf seinem Grundstück abzustellen.
Wichtig: Die Rollläden spielen eine große Rolle! Ein Großteil unserer Einbrecher orientiert sich nachweisbar daran, ob die Rollläden tagsüber heruntergelassen sind oder nicht. Wenn keine elektronischen Rollläden mit Zeitschaltuhr vorhanden sein sollten, dann gilt: Immer oben lassen!
* Für mich ist eine mechanische Grundsicherung meiner Gebäudeaußenhaut wichtig. Hier habe ich persönlich nachgerüstet. Erst letzte Woche habe ich mir ein geprüftes (VDS) Kastenschloss mit Sperrbügel und Außenschließung für meine Haustür anbringen lassen.
Weißer RingHilfe für Einbruchsopfer
Der Weiße Ring ist ein gemeinnütziger Verein, der Kriminalitätsopfern beisteht und durch die schwierige Zeit nach einer Straftat begleitet, Hilfestellungen bei Behörden und anderen Organisationen gibt, Unterstützung (auch finanzielle) bei materiellen Notlagen leistet.
Alle Hilfen des Vereins sind für die Opfer kostenlos und sind weder an eine Mitgliedschaft noch an sonstige Verpflichtungen gebunden.
Der Weiße Ring ist täglich von 7 bis 22 Uhr unter folgender bundesweit gültiger Telefonnummer zu erreichen: 116006.
Hilfreiche BroschürenLinks und Downloads
http://www.polizei-beratung.de/medienangebot/detail/1-ungebetene-gaeste/
Ein Faltblatt zur staatlichen Förderung bei einbruchshemmenden Maßnahmen finden Sie hier:
http://www.polizei-beratung.de/medienangebot/detail/227-einbruchschutz-zahlt-sich-aus/
Das Netzwerk Zuhause sicher hat online ein "interaktives Haus" erbaut, an dem Einbruchsgefahren anschaulich erläutert werden:
http://www.zuhause-sicher.de/einbruchschutz/interaktives-haus/
Download des Faltblatts zur Planung einer Alarmanlage:
http://www.polizei-beratung.de/medienangebot/detail/22-tipps-fuer-mehr-sicherheit-schlagen-sie-alarm...
Polizei und NWZWeitere Informationen
Die neue Info-Broschüre "Ungebetene Gäste" gibt es in der Polizeiwache an der Wallstraße oder am Friedhofsweg.
Die NWZ hat auf ihrer Internetseite zahlreiche Berichte und Informationen zum Thema für Sie in einem Spezialbereich zusammengestellt. Diesen erreichen Sie unter:
www.nwzonline.de/einbruchschutz
Ratgeber der Nordwest-ZeitungDamit Einbrecher Ihnen gestohlen bleibenImpressum
in Zusammenarbeit mit der Kriminalpolizeilichen Beratungsstelle Oldenburg
Fotos:
Deutsche Presse Agentur (dpa)
Marc Geschonke